Archive Daily Archives: 16. Mai 2020

Siddartha und der Wandel

In meiner Jugend war ich Hesse-Fan und habe alle seine Romane gelesen. Sein “Stufen” Gedicht war mein Abitur-Thema und ich schätze es heute noch so, dass ich es auswendig kann. Die Verfilmung von Narziss & Goldmund konnte ich hier im Breitwand-Kino noch vor der Corona-Schließung genießen. 

Siddhartha, der als Romangestalt den Weg des Buddha verkörpert, begegnet nach nahezu alles beinhaltenden Lebensstationen einem alten Fährmann namens Vasudeva – seinem letzten Lehrer. Eines Tages fragt Siddhartha „Hast auch du vom Flusse jenes Geheimnis gelernt: dass es keine Zeit gibt?“„Ja, Siddhartha. Es ist doch dieses, was du meinst: dass der Fluss überall zugleich ist, am Ursprung und an der Mündung, am Wasserfall, an der Fähre, an der Stromschnelle, im Meer, im Gebirge, überall, zugleich, und dass es für ihn nur Gegenwart gibt, nicht den Schatten Zukunft?“„Dies ist es“, sagt Siddharta. „Und als ich es gelernt hatte, da sah ich mein Leben an, und es war auch ein Fluss…“

Die lineare Zeit als ein Konzept – das ist seit dem Lesen dieses Romans meine ständige Begleiterin gewesen. Jetzt öffne ich mich (wieder) einer, dieser anderen Sichtweise.

Im Fließen liegt die Beständigkeit; in der Bewegung das Ankommen; in der Gegenwärtigkeit die Aufhebung von Vergangenheit und Zukunft. Der Fluss lehrt, dass nichts zu halten ist, ausnahmslos alles im wahrsten Sinne des Wortes zerfließt. Ewigkeit will so nicht als ein Zustand gesehen werden, sondern als Bewegung.

Dasselbe drückt Hexagramm 32 des I Ging aus: “das einzig Beständige ist der Wandel. ..”

Wie ist es mit dem “mich-selbst-wandeln”?  Es gibt immer zwei Optionen in einer Krise: zurückfallen in eine niedrigere Frequenz. Oder den Fluss des Wandels durchqueren – anders denken, andere Erfahrungen machen, anders fühlen,  in eine höhere Frequenz, in andere, höhere Bewusstheitsstufen hineinwachsen.

Wir sind  das Leben – im Sein und Werden und Vergehen. 

www.lebenswendezeiten.de