Selbststeuerung N° 3

Buchbesprechung:  SELBSTSTEUERUNG von Joachim Bauer (München 2015). 

Bauer s Buch ist ein Aufruf, der Selbststeuerung wieder große Bedeutung zu geben. Die Stärke und Dominanz des Top-down-Systems  über  das Bottom-up-System der Instinkte, Affekt und Impulse ermöglicht sie. Er bekräftigt und ermutigt alle Bemühungen um die gesunde Entwicklung eines Selbst, von Selbst-Bewusstheit, Selbststeuerung und Selbsterziehung, da  unsere auf Autopilot fahrenden Verhaltensweisen kurzsichtig und fehleranfällig sind. Die eigenen Impulse kontrollieren und vorübergehende Anstrengungen auf sich nehmen zu können,  sei nicht nur die unabdingbare Voraussetzung für langfristige persönliche Erfolge und gute soziale Beziehungen. Die Fähigkeit zur Selbststeuerung und liebevolle Impulskontrolle schütze auch die Gesundheit auf allen Ebenen des Menschseins (Kap 5, S. 113ff). Anstatt reaktiv den Reizen der Außenwelt zu folgen, sollten wir bewusster werden und warten können. Hier auf den  freien Willen zu bauen,  ist empfehlenswert und bedeutet vor allem Eigenverantwortung.  Stärkung der Selbststeuerung unterstützt meiner Meinung nach auch ein auch sehr altes Grundbedürfnis, das nach Selbstwirksamkeit. Wir wollen uns  nicht ohnmächtig/machtlos fühlen,  sondern wollen  Mit- und Selbstbestimmung, Kontrolle über unser eigenes Leben.

Der Untertitel „Die Wiederentdeckung des freien Willens“ lässt mich jedoch erstaunt innehalten. Das Thema des freien Willens ist wie ein Stich in ein uraltes  philosophisches  Wespennest – gleichwohl verwendet Bauer nicht einmal 2 Seiten auf dieses Thema.  Eine endgültige Antwort auf diese Frage wird es m.E. vielleicht nie geben.  Und doch sehnen sich alle Menschen danach, frei zu sein: frei sein von sämtlichen Behinderungen und Hindernissen,  sie  selbst wollen „es“ gewollt haben. Und da schon stellt sich eine erste Frage: wollen wir das auch bei den Dingen, die misslungen sind?  Zudem spüren und wissen die meisten, wie dünn die zivilisatorische Zähmung, die dünne Schicht des Neocortex mit seinem rationalen, abwägenden Denken  ist.  Wie schnell übernimmt in Krisen und Kriegszeiten das so viel ältere Stammhirn die Steuerung,  wie schlagartig kommt der Instinkt wieder hoch, weil Hypothalamus und  Amygdala regieren.   

Es gibt so viele „Mechanismen, welche die Selbstkontrolle von Menschen stören und ihren freien Willen beeinflussen können“( S. 109).  Wir kommen nicht als leeres, frei zu beschreibendes  Blatt auf die Welt. Es gibt genetische Prägungen/Voreinstellungen  durch unsere  Ahnen.  Dazu kommt besonders bei uns Menschen als soziale Frühgeburten, dass wir erst im Laufe der psychischen Entwicklung durch unsere Interaktion mit der Umwelt zu dem/der werden, die wir sind. Von Zeugung an prägen die uns umgebenden Beziehungen unsere Sicht der Welt und damit unser Handeln.  Soziale Erfahrungen formen uns, unser Gehirn. Das Statement Bauers gefällt mir: aus Psychologie wird Biologie.  Im Frontalhirn entsteht die Fähigkeit, Folgen unserer Handlungen zu antizipieren und sie damit bewusst zu tätigen oder zu unterlassen. Genau das unterscheidet uns Menschen von „anderen Tieren“.

Ich teile Bauers These „Wie wir uns verhalten, bestimmen wir im Wesentlichen selbst“ nur teilweise.  Ja, die Potentiale menschlicher Selbststeuerung sind nicht ausgeschöpft. Wir können im Hinblick auf die Ausweitung unserer Perspektive, unserer Bewusstheit und unserer Kommunikationsfähigkeiten wachsen und mehr und mehr danach leben.

Dass das Steuerungszentrum das Stirnhirn ist, mag  in gesunden Gesellschaften viel wahrscheinlicher sein.  Wir sind jedoch m.E. in einer absolut ungesunden Gesellschaft.  Jene Strukturen im Gehirn, die bestimmen ob etwas “Stress” ist oder nicht,  sind dem Bewusstsein völlig unzugänglich  und operieren nur auf Basis vorhergehender Erfahrung. Neben der Frage nach dem Nicht-Bewussten stellt sich noch die nach der Individualität.  Nur ein Beispiel aus den vielen individuellen Unterschieden: w i e  ein Adrenalinschub vom Individuum interpretiert wird, kann er/sie nicht bewusst steuern; er kann anregen und das persönliche Denken, die eigene Kreativität fördern oder auch völlig blockieren.

Bauers Buch bietet genug  persönliche Anregung, etwas zu ändern,   um der/die zu werden, die man wirklich sein mag.  Sein Buch ergreift Partei für Mit-Verantwortung in der Gesellschaft, bezüglich Medien und  respektvoller Kommunikation.  Für mich bleibt die Frage nach dem freien Willen, „kann man wollen, was man will“ weiterhin eine offene Frage.  Dazu kommt, dass in den meisten spirituellen Traditionen der Welt vor der Dominanz des Verstandes gewarnt wird.

 

Respektvolle verbale und nonverbale Kommunikation lässt eine völlig andere Gehirnstruktur entstehen. Ich bin total dankbar für das, was mir durch die GFK als evolutionäre  spirituelle Praxis gegeben wurde.  Bei der Aufgabe, mich selbst zu kennen und zu erfahren, wie  und wo ich als fraktaler Teil  ins größere Ganze passe,  lasse ich mich vom 5000 Jahre alten I  Ging  und dem Humandesign System (HD) führen. das die Welt als Tanz zwischen Yin und Yang, zwischen Konstanz und Wandel beschreibt.

Vor diesem Lebenscode gehe ich in die Knie, werde demütig. Und das ermöglicht Hingabe an etwas Größeres, an das Leben.

www.lebenswendezeiten.de

 

About the Author web336

Humandesignsystem Analytiker/Lehrer (IHDS-Ausbildung), Genekeys Guide, Integral Life Consultant, 33 Jahre lang als Gymnasiallehrerin tätig gewesen. Engagierte Kommunikationstrainerin (gewaltfreie Kommunikation nach M.Rosenberg)

follow me on:

Leave a Comment:

*